Dienstag, August 07, 2012

konzert: folk im park 2012, 05.08.12

als thomas medard von dan san in die spätnachmittagsstimmung hineinfragte, wie es denn so mit seinem publikum bestellt sei, da kam nicht wirklich viel als antwort. also fragte der belgier noch einmal nach. nur ein wenig mehr reaktion. diesen mangel an enthusiasmus konnte man aber weder medard noch seiner band anlasten, sondern lediglich dem unwahrscheinlichen wetter, das träge machte. folk im park, am schönen sonntag im august, ward zum sonnengefluteten fest, das sich zunächst liegedeckenfaul zelebrierte. unzählige dieser karierten bodenpolsterungen wurden ausgelegt, gevierte voller kulinarien, auf denen barbefusste wesen hausten und diese unvergleichliche stimmung im marienbergpark genossen. relaxter, entspannter geht es kaum. und auch wenn sich gerade und im moment musiker auf der bühne schafften, ihre leistung und ihre eigene begeisterung wurden aufmerksam angenommen und honoriert. denn man räkelte sich nicht faul und wandte sie lediglich zueinander. nein, im gegenteil galt die gebanntheit dem jeweiligen musikalischen act und seiner performance. von 14:00 uhr an, dem zeitpunkt, an dem die tore geöffnet wurden, bis in den abend hinein bratzte die sonne mit nur wenigen unterbrechungen von oben herab. der schweiss floss in strömen, nicht weniger die alsbald aufzunehmenden flüssigkeiten, ausgleich war geboten. mir selbst empfahl sich der schädel matschig, trügerisch gelöst. der eindrücke viele wollen hier und jetzt auf den punkt gebracht sein.
zunächst einen großen dank an die macher von folk im park, die ihre letztjährige veranstaltung locker getoppt haben. eine atmosphäre des für- und miteinander, ohne jede hektik oder aufgeregtheit, gerade oder wegen der notwendigkeit zur improvisation, sympathische menschen in der organisation an allen ecken und enden. ausreichend platz für alle zuseh- und zuhörwilligen, ein passendes angebot an speisen und getränken, freiraum für kids und kegel und ein mit spitzem finger ausgewähltes musikalisches programm. es gab nichts, aber auch gars nicht zu deuteln!

the moonband aus münchen gelang ein beflügelnder beginn. mit ihren melodieseligen folkkleinoden lockten sie die neugierigen und die wissenden ebenso heran. das memorable material ihrer zwei alben bot genügend stoff, um sich locker in die herzen der anwesenden zu spielen. gitarrenforciert, munter von der mandoline flankiert und bärenstark gestützt von standup bass und schlagzeug gelang beseeltes wie "we don't care" genauso gut wie das sangesmutige "the hiker", da die umliegende gemeinschaft in den genuss stimmlicher ausprägung sowohl von eugen als auch von chris kommen durfte. ich könnte mir gut vorstellen, dass the moonband einige ihrer wurderbaren alben an diesem nachmittag verkauft bekamen.


dan san aus belgien leuchteten in der folge mit der sonne um die wette. ihre elegischen, folkinspirierten, hymnengetauchten lieder musterten das grelle rund mit gelb in allen schattierungen. dem schwelgerischen gesang (mit hoher männlicher zweitstimme) in gebotenem knallton standen die beschwingten, immer wieder agil schraffierten gitarren in pastellenen tönen zur seite sowie ein keyboard mit gesteckten harmonien als blendender lack. fast schon ein wenig artifiziell an manchen stellen geriet der auftritt zu einem besonderen beispiel kollektiver entschlossenheit. das bündel war fest verschnürt und ward vom publikum belohnt. entspanntheit allenthalben, ein geniessen überall, auch wenn sänger thomas keinen kollektiven jubel als antwort auf seine frage (siehe oben) erhielt. ein blick in die gesichter genügte. "pillow" im übrigen ist das streifen des rocksaums des schönsten mädchens, "peace" ihre aufforderung zum tanz. hach!

ewert and the two dragons haben alles, was den lustvollen angang anbelangt, sie verfügen über den verve, den es braucht, um ihre stücke voran zu treiben und schließlich auch zu voller größen reifen zu lassen. und: ja, sie kommen auch grandios aus ihrer nummer wieder heraus. die harmoniegesänge beweihräuchern die stücke aus sanftheit und großmut. die esten haben einen sänger mit einer starken stimme, jung veredelt und mit kraft und redlichkeit, sie haben musiker, denen die verbundenheit mit ihrem tun aus jeder pore quillt und sie haben lieder, die kommen und bleiben. kein auftrumpfen nötig, kein wildes stampfen, aber eine verstiegenheit, der man so gern folgt. "good man down" wackelt zunächst dahin, der gesang setzt zögerlich ein, hände klatschen voran, das schlagzeug hernach, die gitarren strömen. eine band zum verweilen. das hätte ruhig eine ecke länger dauern dürfen.
(in the end) there`s only love by ewert and the two dragons

doch zeitpläne sind zum einhalten da. oder zum überarbeiten. dies musste nicht zuletzt denis jones erfahren. der bärtige bursche aus manchester wurde von seiner fluggesellschaft gefoppt und trat zunächst ohne equipement an. die übergangslösung war zunächst ein akustischer trip durchs publikum. hier bewies er nicht nur seine qualitäten an der gitarre, sondern auch bezüglich seiner facettenreichen stimme. doch schließlich ließ er nicht nur ewert den vortritt, auch other lives traten vor jones auf.

die amerikaner galten nicht umsonst als heimlicher headliner des events. ihr siegeszug gerade auch auf europäischen bühnen gleicht ihren liedern. ausladenden, melodramatischen, alles gefangen nehmenden würfen. auf den punkt agierend triumphierten die fünf mit einer staubbefreiten performance. die lieder rannen durch die reihen wie sand durch die finger. ein beleben ging durch die kundschaft, die sich nun endlich auch vor der bühne zeigte. die geige ließ das gut wogen, das cello hielt es auf kante, während die rhythmusverantwortlichen für den schub sorgten. jesse tabishs gesang aber, sein akzentuiertes werken an gitarre und klaviatur formte die songs zu diamantenem, das im sonnengegenlicht verwunschen glänzte. bemerkenswert das vortreffliche zusammenspiel und die dichtheit ihrer arrangements. shrutibox und trompete, das cello, alles zu verwebendes material, dass am ende die matte tragfest würde, in die sich das publikum bettete. zugabe? klar!
desert by other lives

dennis jones erhielt letztlich noch seinen auftritt. sein kleiner maschinenpark wurde von der air france zugeführt. der kerl war wirklich glücklich. seinem set gab das wahrscheinlich zusätzlichen schub. eine knappe viertelstunde durfte er noch einmal ran. die nutzte er mit bravour. nach und nach saugte er die einzelnen elemente seiner songs auf, verband und verbündelte sie, hämmerte darüber ein paar gitarrenakkorde und sang sich die seele aus dem leib. besonders gut gefiel dem publikum, wenn der beathammer schwang, da kam noch einmal ordentlich bewegung in die ansonsten recht schlaffe masse. ein schöner abschluss vor dem sich verdunkelnden horizont.
die folk im park macher haben nicht nur sich ein geschenk gemacht, denn, wenn man sie richtig versteht, war dieses fest ein lang gehegter wunsch, sondern auch einem dankbaren publikum, das sich hunderprozentig auch im kommenden jahr wieder einfinden wird! danke!

1 Kommentar:

Oliver Peel hat gesagt…

Klingt nach einer herrlich entspannten Veranstaltung. Schönes Line-up und sehr lebendiger, Einblicke gewährender Bericht!